Von A wie Astra bis Z wie Zeneca
Die EAV scheint wieder zu spielen. Sie erinnern sich an die österreichische Musikband „Erste allgemeine Verunsicherung“. Zumindest hat man den Eindruck, wenn man sich so umsieht, wie die Welt und unser kleines Land ziemlich verunsichert ist oder wird. Dass müsste alles nicht so sein, behaupte ich mal. Da kann man was dagegen machen. Hier ein paar – wie immer ganz kurze - Antworten auf Fragen, die uns beschäftigen.
Warum gibt es so wenig Impfstoff in der EU im Vergleich zu den Briten und Amerikanern?
Das hat viele Gründe. Hier vielleicht der wichtigste:
Die Briten und Amerikaner exportieren keine Impfstoffe, die sie erzeugen, mitunter nicht einmal Zutaten dazu. Die EU schon, sogar die Hälfte, der in der EU erzeugten Covid-Impfstoffe, wird exportiert, sogar große Mengen ins UK oder in die USA.
Die Briten haben eine Klausel in ihre Verträge mit AstraZeneca eingebaut, die den Export von im britischen Königreich produzierten Impfstoff verhindert. Die USA haben einfach ein generelles Exportverbot ausgesprochen. Das geht so weit, dass selbst die engsten Verbündeten dieser Länder wie Canada oder Australien ihre Impfstoffe aus Belgien und Italien beziehen. Nationalismus pur.
Man könnte meinen, die EU solle dasselbe machen und viele wären dafür. Nur wurden die EU und ihre Vorgänger-Institutionen geschaffen, um solchen Nationalismus zu bremsen, dass sich nicht mehr jedes Land selbst das nächste ist. Das waren die Lehren aus den vielen Kriegen. Bleibt die Frage offen, ob wir auch zu „Rückfalltätern“ werden sollen?
Die eigentliche Ironie dabei ist, dass die Briten und die USA ja bekanntlich stolz auf ihre „freie“ Marktwirtschaft sind und die EU oft kritisieren für ihre staatlichen Eingriffe in die Wirtschaft. Nun ja, damit ist es momentan nicht so weit her.
Macht AstraZeneca Thrombosen?
Vielleicht, und wenn, dann ist es so selten, dass man es kaum mit Sicherheit sagen kann. Betroffen, wenn überhaupt, sind im Grunde Frauen zwischen 20 - 60 Jahren mit einer Chance 1:250.000 (Update 2.4.2021: eventuell häufiger laut deutschen Zahlen. Gar nicht relevant laut der EMA, der europäischen Behörde). Eine gute Therapie soll es übrigens auch schon geben. Wenn Sie ein Mann sind, dann könnten Sie das Kapitel jetzt überspringen. Aber nicht zu früh gefreut, liebe Männer, wir sterben dafür öfters an Covid als Frauen.
Es geht bei diesem Impfstoff um ultraseltene Hirnvenenthrombosen. Diese werden wahrscheinlich über einen ebenso seltenen und komplizierten Mechanismus ausgelöst, der wahrscheinlich kaum etwas mit anderen Thrombosen gemeinsam hat. Deshalb spielt es – soviel man heute weiß – auch keine Rolle, ob Sie eine Thrombose in Ihrem Leben schon mal hatten. Es erhöht scheinbar das Risiko nicht. Das ist der Stand von heute.
Es gibt leider keinen Test, um sich auf alle möglichen Thrombosen generell im Vorhinein abklären zu lassen. Es gibt aber eine bestimmte genetische Form, die ich Frauen empfehlen würde, einmal im Leben auszutesten, wenn sie eine hormonelle Verhütung verwenden, nämlich die „APC-Resistenz“ bestimmen zu lassen. Nicht wegen der Impfung, sondern wegen der Pille.
Zurück zu AstraZeneca: Die Chance, dass Sie auf Ihrem Weg zum Impftermin einen Unfall zu erleiden, ist größer als eine mögliche Hirnvenenthrombose durch AstraZeneca.
Das Problem ist es, zweifelsfrei nachzuweisen, dass diese Thrombose ausschließlich durch die Impfung entsteht, wenn sie so selten ist oder vielleicht erst durch gewisse zusätzliche Faktoren begünstigt wird. Da wird es wohl noch einige neue Entdeckungen geben.
Beim Alkohol, dem Rauchen oder der Antibaby-Pille ist es sehr leicht einen Zusammenhang nachzuweisen, dass diese einfach viel öfters Thrombosen erzeugen, besonders die Kombination kann da sehr effektiv sein. Nicht zuletzt, weil man diese Dinge über sehr viele Jahre mitunter täglich „einnimmt“ und das Impfen ein eher selteneres, einmaliges Ereignis ist.
Covid macht übrigens sehr häufig Thrombosen. Am Anfang der Pandemie sind die Menschen, wenn sie an Covid starben, oft wegen verschiedensten Thrombosen verstorben. Das wurde jetzt besser. Schwer-Covid-Erkrankte bekommen eine stark blutverdünnende Therapie.
Soll man sich mit AstraZeneca impfen?
Auf manchen Intensivstationen ist der Altersschnitt 40 Jahre, die Infektions- und Todeszahlen steigen. Jeder Impfstoff, der in der EU zugelassen ist, schützt sehr gut vor schweren Verläufen. Ich denke wir werden da immer wieder mal aufgefrischt werden, wenn einmal alle zumindest einmal durchgeimpft sind.
Antwort ist: Ja. Ja. Ja.
Soll man Medikamente rund um die Corona-Impfungen einnehmen?
Nein. Nur die Pulver, die Sie ohnehin nehmen. Sonst nichts. Auch nicht vorbeugend, es könnte die Wirkung der Impfung sogar mindern. Sollten aber Schmerzen, Fieber usw. nach der Impfung auftreten, dann Paracetamol 500mg 3x täglich bis es besser wird.
Wenn es nicht besser wird oder wenn Sie sich Sorgen machen: einfach bei uns in der Ordination anrufen.
Sollten starke Reaktionen generell nach Impfungen oder Medikamenten auftreten, bekomme ich ganz spitze Ohren und werde gerade bei AstraZeneca-Corona-Impfung nach den ultraseltenen Thrombosen Ausschau halten, auch wenn die Chance fast Null ist, eine solche zu finden.
Wie erkenne ich eine Thrombose generell?
Gar nicht so einfach. Auch mein Kopf beginnt da manchmal zu rauchen, wenn sich der Verdacht auf eine Thrombose auftut. Ohne Ultraschall, MRT oder Blutuntersuchungen geht es oft nicht.
Thrombosen können theoretisch überall entstehen. Am ehesten bemerkt man sie in einem Unterschenkel. Dieser schwillt plötzlich an, wird rot, tut oft weh, in Bewegung wie in Ruhe.
Eine Thrombose in der Lunge oder im Hirn ist schwerer zu erkennen. Sie zeigen sich nicht direkt wie ein geschwollenes Bein. Bei der Lunge könnte es plötzliche Atemnot oder Brustschmerzen sein. Bei der Hirnvenenthrombose vernichtende Kopfschmerzen mehrere Tage nach einer AstraZeneca-Impfung. Ohne AstraZeneca-Impfung ist eine Hirnvenenthrombose noch seltener als selten. Wenn die Covid-Impferei einmal abgeschlossen ist, bitte vergessen Sie alles wieder, was Sie über Hirnvenenthrombosen lernen mussten. Sie sind ansonsten zu selten, um darüber nachzudenken.
Wichtig ist es, seine „Risikofaktoren“ zu kennen. Dazu unten gleich mehr. Je mehr davon Sie haben, desto eher passiert es. Je weniger, desto seltener. Alles Statistik in der Medizin.
Für Sie ist wichtig, wann immer Sie sich sehr plötzlich sehr krank fühlen, gehen Sie bitte gleich zu einer Ärztin oder einem Arzt. Es könnte ja auch etwas anderes sein.
Ich, als Ihr Hausarzt, versuche dann abzuschätzen, wie schlimm es ist. Kann man sich Zeit lassen und in Ruhe untersuchen oder braucht es eine sofortige Abklärung im Spital. Letzteres ist eigentlich selten der Fall.
Auch ich bediene mich für meine Einschätzungen an den Statistiken in meinem Kopf, die ich auf Ihre Erkrankungen, Ihre Lebensumstände und die Krankheitszeichen übertrage.
Was sind eigentlich Thrombosen?
Die Thrombosen bzw. Blutgerinnsel sind ein großes Problem generell unserer Zeit. Sie zählen zu den Herzkreislauferkrankungen und Herzkreislauferkrankungen sind leider immer noch die häufigste Todesursache hierzulande.
Das Blut besitzt die geniale Eigenschaft von selbst zu erhärten und es kann damit Löcher in den Gefäßen selber abdichten, es kann zu einem „Pflaster“ werden.
Für die Radfahrer unter Ihnen entspricht das der Fähigkeit der Pannenmilch in schlauchlosen Reifen.
Nur leider wird dieser Schutzmechanismus manchmal unnötig und vor allem zu intensiv ausgelöst und ein Gefäß macht dann komplett dicht.
Für die Autofahrer unter Ihnen: Stellen Sie sich einen kleinen Unfall auf der Tangente vor. Vielleicht nur ein kleiner Blechschaden im ersten Moment. Leider kommt es da oft zu mehreren Auffahrunfällen in weiterer Folge und plötzlich ist die ganz Autobahn dicht. Und wegen Schaulustigen auch noch die Gegenfahrbahn.
Wann immer ein Gefäß verschlossen wird, stirbt zunehmend das Gewebe ab, das von dem Gefäß versorgt wurde, weil das Blut nicht mehr zu oder abfließen kann. Das ist gar nicht gut, denn im schlimmsten Fall, wenn dieses Gewebe, das da abstirbt z.B. Herz- oder Hirngewebe ist, also lebensnotwendig ist, kann das zum Zusammenbruch des Organismus führen.
Es kann auch passieren, dass diese Blutgerinnsel sich aber losreißen und dann werden sie im Kreislaufsystem herumgespült, bis sie irgendwo dann doch hängenbleiben und ein Gefäß verschließen.
Für die Wächsewaschenden unter Ihnen: Stellen Sie sich vor, die Waschmaschine ist kaputt, sie geht gar nicht mehr. Der Mechaniker kommt vorbei und zieht dann eine kleine Socke aus irgendeinem Rohr oder Filter der Waschmaschine heraus, die es gott-weiß-wie dorthin gespült hat. Diese kleine Socke hat die ganze große Waschmaschine lahmgelegt.
Es gibt seltene genetische Neigungen zu Blutgerinnseln, wie die „Faktor-V-Mutation“. Sie können aber auch durch chemische Substanzen entstehen, wie das Rauchen oder Alkohol, durch Medikamente wie die Pille oder durch Krankheiten wie das Vorhofflimmern, defekte Venenklappen oder eben Covid.
Zu den häufigsten Ursachen zählen auch der Bewegungsmangel, deswegen spritzen manche eine Blutverdünnung vor langen Flügen. Auch deswegen soll man sich immer körperlich ausreichend bewegen.
Eine andere Ursache ist eine fettige Ernährung, die zu Arterienverkalkung führen kann, die die Gefäße starrer und enger macht und damit Verstopfungen fördert.
Für die Installateure unter Ihnen: Mit verstopften Abwasserrohren ist das oft ähnlich. Da lagert sich zumeist Schicht um Schicht von Fetten und Ölen innen im Rohr an und irgendwann kommt dann ein Brösel und es geht nichts mehr durch.
Deswegen ist es gut, sich eher pflanzlich und gesund zu ernähren. Wenn es nicht hilft, braucht es dann die Blutfettsenker als abendliche Tablette. Übrigens sind diese Blutfettsenker die Tabletten, wegen denen ich am meisten mit Ihnen verhandle, ob es denn „wirklich sein muss“.
Bluthochdruck und noch weitere Probleme zählen zu den sogenannten „Risikofaktoren“, also Dinge, von denen man weiß, dass sie dazu beitragen, eine Thrombose zu entwickeln. Also das, was ich Ihnen gerade aufgezählt habe.
Es ist immer dasselbe, man muss einfach gesund leben, um möglichst gesund zu bleiben.
Und sagen Sie jetzt ja nicht: „Das ist mir alles wurscht, ich will eh nicht hundert Jahre alt werden!“ Hierbei ist es oft das Problem, dass man meistens nicht schnell daran verstirbt, sondern sich diese Krankheiten ewig in die Länge ziehen und jedes Jahr neue Probleme machen.
Und wenn Ihnen schon Ihre eigene Gesundheit egal sein sollte, schauen Sie auf sich für die Menschen rundherum. Sie glauben gar nicht wie schwer es für die Menschen rundherum ist, wenn ein geliebter Mensch lange vor seiner Zeit aus dem Leben gerissen wird. Wo es nur irgendwie möglich ist, sollten wir es verhindern.
Auf zum gesunden Leben, auf zur Impfung, sobald es eine gibt!
Live aus dem Wahnsinn der Pandemie,
mit Ihnen mittendrinnen,
Ihre Hausarztordination und Ihr Doktor,