Freitag, 20 August 2021

Dritte Impfung: ja oder nein? - eine Entscheidungshilfe

Wann, wer und wie oft geimpft wird, das hängt wie bei allen Impfungen von der gegenwärtigen Situation, vom Geschehen rundherum ab, also wie gut wirken die derzeitigen Impfstoffe noch, wie schwer oder wahrscheinlich ist die mögliche Erkrankung, wie viele sind rundherum erkrankt oder geimpft usw.

Die Lage ist nachweisbar die, dass die Covidimpfungen besser und länger schützen als gedacht. Doch wir haben ein echtes Problem hinzubekommen, dass sich nicht ausreichend Menschen impfen lassen wollen. Das schwächt die Wirkung der Impfungen. Wie kann das sein?

Um Ihnen das zu erklären, muss ich kurz aufräumen. Leider werden wir ständig von führenden Politikern und renommierten Journalisten mit verwirrenden Informationen getränkt und das muss man einmal klären.

Unser geschätzter Bundeskanzler erklärte in einer seiner Pressekonferenzen quasi die Pandemie als solche für beendet und reduzierte sie auf ein individuelles medizinisches Problem. Exakt das Gegenteil ist der Fall. Unser persönlicher individueller Schutz ist immer vom Schutz der Menschen rundherum abhängig, da die Natur einfach immer Mittel und Wege findet unsere individuellen Vorkehrungen zu überwinden. Sie können fünf Masken gleichzeitig tragen, sich zehnmal impfen lassen und sich die Zähne mit sterilen Handschuhen und Chlorbleiche putzen, Sie werden bei weitem besser – vor allen möglichen Krankheiten, nicht nur Infektionskrankheiten - geschützt sein und sicherlich mehr Lebensqualität haben, wenn die Menschen rundherum sich auch einigermaßen vernünftig schützen und mithelfen.

Die gesündeste, billigste und effizienteste Maßnahme sind nun mal die Impfungen, insbesondere die mRNA-Impfungen, von denen wirklich noch keine schwerwiegenden, bleibenden Schäden bekannt sind. Was nicht heißt, dass man nicht doch noch irgendetwas Urseltenes entdecken könnte. Nur wenn die Wahrscheinlichkeit größer ist, dass Sie auf dem Weg zur Impfung vom Blitz getroffen werden, als eine vergleichbar schwere Impfnebenwirkung zu erleiden, dann sollten Sie mehr Angst vorm Wetter als vorm Impfen haben. Auch das ist mehr als man sich erwarten durfte. 

Eine AstraZeneca-Impfung kostet ca 4 Euro, eine Pfizer 20 Euro den Staat. Sie zählen damit zu den kostengünstigsten Impfungen überhaupt. Man hat die Preise bewusst nieder gehalten, nicht zuletzt auch um eine Geschäftstreiberei mit den Impfstoffen möglichst hintanzuhalten. Gut so. Für das Geld, was einen Tag Maskentragen, einen Tag Intensivstation oder einen Tag Lockdown die gesamte Nation kostet, können sich deshalb verdammt viele impfen. Mit nachhaltigem Effekt. Ein wirkliches Geschäft ist das Impfen allerdings nicht. Gut so.

Je mehr geimpft sind, desto besser wirken Impfungen, genauso wie Masken oder Händedesinfektion besser schützen, je mehr Menschen sie regelmäßig anwenden. Doch auch die besten Masken und aggressivsten Desinfektionsmittel haben ihre Grenzen. So auch Impfungen. Trotz toller Antikörper im Blut können sie versagen. Selten, aber es passiert.

Wenn jetzt ein Großteil der Bevölkerung ungeimpft sein will und das Virus beim Ausbreiten unterstützen möchte, wird es mehr „Impfversager“ unter den Geimpften geben. Das ist Statistik. Je mehr Autos mit einem platten Reifen herumfahren, desto mehr Unfälle wird es geben.

Da wir uns gegen eine Impfpflicht entschieden haben, haben wir uns indirekt für ein verstärktes Impfen der Impfwilligen, weitere einschränkende Maßnahmen, eine Fortführung der Pandemie und dergleichen entschieden.
Denn diejenigen, die sich schützen wollen, sollen ja möglichst wenig unter der Gefahr der Unwilligen leiden, also muss man den Schutz der Willigen verstärken, um den Risiken durch die Unwilligen standzuhalten. Wären alle geimpft, würden wir keine Auffrischungsimpfungen so bald brauchen. Das ist einer der Preise, die wir zu zahlen haben, dass viele Menschen bei der Pandemie nicht mitmachen wollen. Ist das gar der Preis für Demokratie oder gar der Zivilisation, dass die einen die Freiheiten, mitunter auch Dummheiten der anderen zahlen? Diese Antwort überlasse ich den Philosophen.

Um es ganz klar zu sagen, es würde viel viel mehr bringen, wenn sich die Ungeimpften impfen ließen, als allen Geimpften noch eine weitere Impfung zu verabreichen. Besser alle haben einen guten Schutz, als ein Teil hat einen sehr guten und der andere hat gar keinen Schutz. Aber vor dieser Wahl stehen wir leider nicht.

Ich persönlich wäre für eine Impfpflicht (aber nicht Impfzwang). Aus den Erfahrungen der letzten Jahrhunderte hat es nur so funktioniert. Stellen Sie sich vor es würde keine Gurtpflicht, Steuerpflicht oder Schulpflicht geben. Alles würde immer freiwillig sein. Ich denke ein paar grundlegende Regeln, auch wenn sie unangenehm sind, braucht es in einer globalen Zivilisation schon. Leider fehlen oft die wichtigsten Regeln. O, jetzt bin ich schon wieder in der Philosophie gelandet. Sie verzeihen bitte.
Manches muss man wohl verpflichten, man kann nicht nur Rechte haben.

Gäbe es eine Impfpflicht, dann wären wohl bis auf die Kinder schon alle zumindest hierzulande geimpft und die Pandemie zwar nicht beendet aber wirklich enorm entschärft. Wir könnten unsere Impfstoffe anderen Ländern geben, die sie dringend(er) brauchen. Sie müssten meine langatmigen Zeilen auch nicht mehr lesen. Oder sich wie ich mich über den Bundeskanzler ärgern. Wobei, wer weiß.

Doch nun werden wir alle zittern, welche Maßnahmen im Herbst kommen werden, wenn die vierte Welle sich hoch aufbaut, wie viele Menschenleben, wie viel Gesundheit und wie viele Milliarden es noch kosten wird und bangen, wie sehr unser Gesundheitssystem leckschlagen wird und ob es einen Lockdown wieder geben wird.

Es gibt einen weisen Spruch, dessen Urheber mir nicht bekannt ist, doch der lautet:
„Auf der Intensivstation gibt es keine Coronaleugner und Impfskeptiker mehr.“

Alle guten Argumente, die man sich einfallen lassen kann, warum man an eine Pandemie, an die schützenden Maßnahmen oder an Impfungen nicht „glauben“ will, sind dort hinfällig. Und ich garantiere Ihnen eines:
Jeder Skeptiker, der dann doch ins Spital muss, wird wie wir alle um jede Hilfe bitten und betteln, die er bekommen kann, er wird jede Hilfe vielleicht dankbar aber dennoch als selbstverständlich empfinden und sich am Ende beklagen, wie überbelegt die Spitäler sind.

Wissen Sie zufällig wie viele Menschen auf den Intensivstationen in Österreich an Covid versterben?
Die Zahlen sind ganz frisch: 36 Prozent!
36 Prozent aller Menschen, die in Österreich wegen Covid auf einer Intensivstation behandelt wurde, konnten nicht gerettet werden und sind verstorben. Eine katastrophale Tatsache! Und die neue Virus-Variante, die Delta-Form ist noch deutlich aggressiver!

Wenn Sie selber geimpft sind, tragen Sie bitte diesen Apell weiter an die Ungeimpften:
Bitte spielen Sie nicht mit dem Feuer!
Bitte glauben Sie nicht, dass Sie ganz sicher stärker als das Virus sind!
Bitte werden Sie nicht Teil dieser Statistik!

Meine Kollegen aus den Spitälern können Ihnen lange Lieder davon vorsingen, würden sie nicht im Stehen vor Überarbeitung einschlafen.
Wenn es selbstverständlich ist, dass wir jede Hilfe im Falle eines medizinischen Notfalls bekommen, ist es dann nicht unsere Pflicht ein Minimum dazu beizutragen, dass wir sie gar nie brauchen?
Bitte überlegen Sie einmal.
Klar alles hat Risken, selbst das Lesen meiner Zeilen. Aber:
Fürchten Sie sich vor dem Impfen, das ist ok, doch seien sie realistisch und fürchten Sie sich bitte noch mehr vor einer Pandemie. Wählen Sie das kleinere Übel, wählen Sie zum Beispiel mich.
Insbesondere die Ungeimpften, kommen Sie bitte zum Impfen zu mir oder zu jeder anderen Impfstelle.
Alles „gratis“. Schlagen Sie zu.

Jeder, der schon seine Impfung(en) hat, hat wahrscheinlich einen guten Schutz. Leider kann man das auch mit Antikörpermessungen nicht ausreichend bestimmen.
Die Nachfrage nach diesen Antikörperbestimmungen ist enorm. Nur leider ist die Aussagekraft gering. Man kann deshalb leider, wie bei vielen anderen Impfungen nicht nach der Höhe dieser Antikörper impfen. Ständig bringt das Virus neue, gefährlichere Varianten hervor. Niemand weiß noch welchen Antikörperschutz man vor den nächsten Varianten brauchen wird, die wohl noch kommen werden. Etwas bildlich gesprochen: Wir bewaffnen uns bis an die Zähne und können deshalb umso gelassener bleiben, gegenüber dem was da noch heranrollen wird. Oder wie die alten Römer zu sagen pflegten: „si pacem vis para bellum“.

Eine weitere Impfung wird auf jeden Fall zumindest ein bisschen den Schutz noch anheben. Einigen wenigen wird sie aber sehr viel bringen. Irgendwann wird man allerdings so oder so auffrischen müssen. Da die Lage alles andere als rosig ist, spricht viel dafür eher früher als später damit anzufangen.

Und wenn Sie Menschen kennen, die Ängste haben sich überhaupt impfen zu lassen, sehen Sie es als Chance und reden Sie mit ihnen.
Wenn Fragen auftauchen, fragen Sie mich ruhig.

Ich hoffe ich konnte Ihnen eine gute Entscheidungshilfe sein. Ich weiß, ich sollte mich kürzer fassen. Aber es ist halt alles ein bissi kompliziert und das will ich Ihnen nicht vorenthalten.
Aber jetzt kennen Sie sich aus, haben wieder etwas über Pandemien, die Impferei und Philosophie gelernt. Sogar etwas Latein war heute auch dabei. Sehen Sie, nun können Sie ein bisschen mehr mitreden. Hat sich also ausgezahlt.

Bitte nehmen Sie diese Informationen ernst du insofern Sie selber geimpft sind, hilft es vielleicht auch den Impfskeptikern etwas entgegenzuhalten, sodass diese hoffentlich bald alle Unvernunft annehmen werden.

Ihr Hausarzt und sein Team,
live vom Ort des Geschehens,
Dr. Werner-Heinz Kállay

(aktualisiert am 4.9.2021)

Dr. Werner-Heinz Kállay

Ordinationszeiten

Montag 13.00 - 17.00 
Dienstag 10.00 - 13.00
Mittwoch 15.00 - 19.00
Donnerstag 9.00 - 13.00
Freitag 9.00 - 13.00

Alle Kassen und privat
Termine nach Vereinbarung
Telefondienst: 1 Stunde vor Ordinationsbeginn

 

Kontakt

Tel.: 01/774 62 44
Fax: 01/77 462 44 DW 20
@: ordination@kallay.at
Web: www.kallay.at
Adresse: 
Gartenheimstraße 15, 1220 Wien

Cookies